Liebe Gemeinde,
als ich 2003 mein Abitur ablegte, war noch manches ungewiss: Was nun?
Wie weiter nach dem Zivildienst? Irgendwas mit Menschen? Gemeindepädagogik oder Theologie vielleicht? Und dann begann das Theologiestudium als Versuch.
Aber: Werde ich dem gewachsen sein, was kommt? Ehrlich gesagt, war ich mir nicht so sicher, als ich in den ersten Tagen des Studiums in einer Vorlesung zum Neuen Testament saß – ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was dort geschieht. Doch nach und nach merkte ich, dass ich mit kleinen Schritten beginnen muss. Erst die Sprachen lernen, die Einführungen besuchen, an einem Proseminar teilnehmen, usw. Nicht alles funktionierte auf Anhieb gut, doch gemeinsam mit guten Menschen kam ich immer besser zurecht und lernte die Theologie schließlich nicht nur kennen, sondern sogar lieben. Und dabei verstetigte sich in mir auch die Gewissheit, die Paulus im Römerbrief mit der Frage beschreibt: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?“ Und weiter sagt er: „Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
Darauf kann ich zählen, in Hohem und Tiefem, in Erfolgen und Rückschlägen, auch in neuen Herausforderungen und Neuanfängen meines Lebens – Gott sei Dank!
Und doch ist es mit dem Glaubenkönnen dessen, was Paulus im Römerbrief schreibt, wohl oft nicht anders als mit den Herausforderungen und Neuanfängen auf meinem Lebensweg: Es wächst, aber manchmal nur zaghaft, oft genug nagen Zweifel. Dann kann es nützlich sein, sich gemeinsam mit guten Menschen auf den Weg zu machen, um die Sprache und Gedanken des Glaubens zu erkunden, in der Hoffnung, dass der Anker des Herzens dort Halt findet: In der Liebe Gottes,
die in Christus Jesus ist und von der uns nichts und niemand scheiden kann 10 Jahre später, als ich nach dem Theologiestudium Gemeindepädagoge in den Gemeinden in Knauthain und Großzschocher wurde, war es ebenfalls zuerst ein Herantasten – auch an den Pfarrberuf, an den ich mich lange nicht herantraute. Doch dann ist in den 6 Jahren dort viel gewachsen und zusammengewachsen. Wir haben einander kennen und lieben gelernt, würde ich heute sagen. Genauso wie in den 4 Jahren in Bockendorf-Langenstriegis und Pappendorf, in denen ich meine ersten Erfahrungen in einer eigenen Pfarrstelle sammeln durfte. Heute, nochmals 10 Jahre später, fühle ich mich reich beschenkt mit all dem und bin dankbar für all die Begegnungen auf dem Weg.
Doch sie sind alle manchmal zaghaft gewachsen, Misserfolge und Rück-schläge blieben nicht aus und sie begannen mit kleinen Schritten – dem Erlernen einer gemeinsamen Sprache, mancher Einführungen und der Hilfe guter Menschen.
Ab dem 1. März fangen wir nun gemeinsam neu an und machen uns auf den Weg. Ich will gern versuchen, nach Kräften meines dazu zu tun, dass wir uns in der Liebe Gottes verbunden wissen. Aber ich weiß mich dabei auch angewiesen auf erste, kleine Schritte: Das Kennenlernen der Orte, Menschen, Traditionen und Gegebenheiten. Manche Einführung wird nötig sein. Und nicht alles wird auf Anhieb gelingen. Aber auch das wird uns nicht scheiden können von der Liebe Christi.
Denn: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?“
Ich bin sehr gespannt, was wir gemeinsam auf den Weg bringen werden, der die nächsten Jahre vor uns liegt und auf dem sich hoffentlich die Gewissheit immer mehr verstetigt, dass wir untrennbar verbunden sind in der und durch die Liebe Gottes in Jesus Christus.
Amen.
Ihr Pfarrer Sebastian Schirmer
Losung und Lehrtext für Freitag, 9. Juni 2023:
Der HERR, dein Gott, wandelte dir den Fluch in Segen um, weil dich der HERR, dein Gott, lieb hatte.
5.Mose 23,6
Erachtet die Geduld unseres Herrn für eure Rettung.
2.Petrus 3,15